[ Fehntjer Kurier ]

Geschichten aus dem Overledingerland

Liebevoll gesammelt und aufs getreulichste nacherzählt von Michael Till Heinze


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Die beiden weißen Bullaugen des Rhauder Kirchturms starren den Betrachter an, so als ob es die Ochsenaugen aus der niederländischen Sage wären, von der Heinrich Roskam erstmals erzählte. Da der Turm nach Expertenurteil vor 1400 entstanden ist und mitten in einem Wehrwall stand, könnte es sich um Löcher für zwei einfache Kanonenrohre gehandelt haben, die während des Bauernkriegs oder zu Zeiten der Mansfelder in die Turmwand gemeißelt wurden. Das war die Zeit der Sternschanze am Verlaat in Westrhauderfehn, wo der alte Heerweg langführte. Auch auf der Burg Stickhausen gab es diese einfachen Kanonen mit ihren Steinkugeln. Links neben dem Turm stand früher die alte Rhauder Gaststätte mit der Jahreszahl 1827. Sie gehörte so ab 1860 einem Gerd Voß aus Warsingsfehn. Hier spannten die evangelischen Gläubigen aus Burlage ihre Pferde aus, wenn sie zur Kindtaufe, Hochzeit, Be-erdigung oder zum Gottesdienst kamen. Heute ist dort der Parkplatz. Die Bäume auf unserem Foto tragen noch Blätter. Es war ein herrlicher Sonnen"saterdag" am 3. Oktober 1925. Die Bauern fuhren die letzten Wagen mit Gram von den Wiesen. Die Schulkinder der fünf Oberstufen aus Rhaude, Holte, Holterfehn, Rhauderwieke und Rhaudermoor mußten um 14 Uhr beim Bahnhof Marienheil antreten. Dort wurde die neue Glocke auf Plümers Plattwagen verladen.

Mit Gesang ging es zur ehrwürdigen Rhauder Kirche. Dort wurde dann dieses Foto aufgenommen. - In der mittleren Reihe erkennen wir rechts mit Schillerkragen den Holter Lehrer Hermann Eekhoff. Auf der linken Seite am linken Türrahmen steht etwas verdeckt der Rhauder Lehrer Diedrich Andreesen. Davor könnte seine Frau mit einem Kind auf dem Arm stehen. Gleich neben dem Kind steht der Holterfehner Hauptlehrer Theo Baumann. Noch weiter rechts, fast an der Hausecke, steht der Rhaudermoorer Lehrer Oskar Opitz. Neben ihm mit Schlips müßte der Rhauderwiekster Lehrer stehen (Eeckhoff oder Lührmann?).

Mit Gesang ging es zur ehrwürdigen Rhauder Kirche. Dort wurde dann dieses Foto aufgenommen.

Nun wollen wir uns mit den Herren im Hintergrund befassen: Ganz rechts am Turmeck steht Kampe Spieker, der die Bücher führte und "dat Karkgeld" holte. Links neben ihm steht wahrscheinlich Karl van Deest, und hinter ihm mit dem rundlichen Gesicht Claas Nuisenga. Der Herr mit dem Hut und Schnauzbart könnte Ubbo Pfeiffer aus Holte gewesen sein. Nur schwach zu erkennen ist Opa Reck, Andreesens Schwiegervater, mit einem Baby auf dem Arm. Wer denn noch alles neben der Glocke steht, ist ungewiß. Der Herr mit dem weißen Bart am linken Torbogen ist der Gaststättenbesitzer Gerd Voß, von dem wir schon berichtet haben.

All die vielen Kinder hier im einzelnen heute noch herauszufinden ist eine mühselige Arbeit. Hermann Follrichs, Hermann Löning und Andreas Zimmermann haben es mit ihren Frauen zusammen versucht. Vorn in der ersten Reihe fällt ein Junge mit Hut auf; das ist Andreas Zimmermann höchstpersönlich. Rechts hinter ihm steht Gerhard Alting, links neben Andreas kniet Onno Ostendorp, und hinter dem steht Dirk Peters. Das Mädchen dahinter ist Elsine Pruin.

Nun wollen wir unseren Blick einmal ganz nach rechts schweifen lassen. Dort steht ein Mädchen, das - oh Graus - ein großes Dreieck in seine neue weiße Sonntagsschürze gerissen hat: Tini Luitjens. Die Frau ganz links könnte ihre Mutter Renate Luitjens gewesen sein. Links neben Tini kniet ein kleiner Junge, Eduard Ferdinand, der im Zweiten Weltkrieg gefallen ist. Links neben ihm mit dem weißen Kragen und der Mütze kniet Hermann Taute.

Nun wollen wir uns einmal den Jungen im Matrosenanzug vorne in der Mitte vornehmen: Es ist Bernhard Löning. Rechts neben ihm mit Mütze kniet sein Bruder Johann. Der große "Bengel" mit der "Studentenmütze", das ist Pastor Soekens ältester Sohn Wilhelm. Hinter ihm lugt mit leicht geöffnetem Mund Hermann Follrichs hervor, und rechts etwas angelehnt kniet Bruder Gerhard. - Die andern beiden Soeken-Jungen Heinrich und Georg sind halblinks mit ihren "Studentenmützen" vom Ubbo-Emmius-Gymnasium Leer zu erkennen.

Rechts schräg dahinter ist mit der herrlichen Schleife im Haar Adelheid Andreesen zu erkennen.

Foto: Zur Verfügung gestellt von Heinrich Gosch

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