[ Fehntjer Kurier ]

Geschichten aus dem Overledingerland

Liebevoll gesammelt und aufs getreulichste nacherzählt von Michael Till Heinze


Fehntjer Kurier vom 03.08.1989

Monopolisierung ist schwer zu dokumentieren
Kanalpatentinhaber suchen ihre Welt

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Monopolisierung ist schwer zu dokumentieren
Kanalpatentinhaber suchen ihre Welt

Im vorigen Jahr haben wir am 5. Mai eine umfangreiche Bilderreise auf dem Dortmund-Ems-Kanal bis Gleesen bei Lingen gemacht. Nach dem Bau der Eisenbahnlinie Rheine-Emden im Jahre 1856 war der "Rhein-Ems-Kanal", wie der DEK früher hieß, die zweite wichtige Verkehrsanbindung unseres Ostfrieslands an das Ruhrgebiet. Ob die großen Hoffnungen und Glückserwartungen der Geldgeber und Politiker sich nach Fertigstellung erfüllt haben, muß bezweifelt werden. Das Hinterland Ostfriesland hat vom Kanal kaum profitiert.

Ein recht interessantes Foto: Als das Schleppwesen auf den Kanälen noch nicht verstaatlicht war ("Monopol"), verdienten sich die privaten Schlepper im Sommer ein Zubrot mit Ausflugsfahrten. Der Schlepper "Heimat" konnte zum Beispiel mit Persenningen schnell und einfach zu einem Luxusdampfer umgebaut werden. Schulklassen und Kegelclubs brachten mehr Geld ein für eine kleine Ausflugsfahrt als das Schleppen von ein oder zwei Kähnen.
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Ein recht interessantes Foto: Als das Schleppwesen auf den Kanälen noch nicht verstaatlicht war ("Monopol"), verdienten sich die privaten Schlepper im Sommer ein Zubrot mit Ausflugsfahrten. Der Schlepper "Heimat" konnte zum Beispiel mit Persenningen schnell und einfach zu einem Luxusdampfer umgebaut werden. Schulklassen und Kegelclubs brachten mehr Geld ein für eine kleine Ausflugsfahrt als das Schleppen von ein oder zwei Kähnen.

Und wer die jetzt begrabenen Pläne über den neuen Emder Hafen verfolgt hat, kann nur bestätigen, daß all die ehrgeizigen Ideen, die seit Hunderten von Jahren bestanden, nie die gewünschte Durchschlagskraft für die ostfriesische Bevölkerung hatten.

Arbeit haben die Ostfriesen gefunden, aber fern ihrer Heimat, auf Schleppern und Kähnen, auf Schuten und Kümos.

Wir berichteten am 26. Mai vorigen Jahres über die Havarie in der Hilter Schleuse. Heute wollen wir uns einmal mit den Schleppern beschäftigen. Aber das ist einfacher gesagt als geschrieben. Es gab und gibt in den Hafenstädten die verschiedensten Firmen. Einige unserer Leser werden sich vielleicht an den Bericht "Schiffe und Kähne in der Familiengeschichte" vom 10. März vorigen Jahres erinnern.

Die junge Dame war so neugierig, daß sie sich sogar in den Maschinenraum zu Hermann Kramer und Bernhard Böning hinabwagte. Und der Fotograf hatte auch noch Platz ...
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Die junge Dame war so neugierig, daß sie sich sogar in den Maschinenraum zu Hermann Kramer und Bernhard Böning hinabwagte. Und der Fotograf hatte auch noch Platz ...

Lenkering in Duisburg hatte die vier "Dicken" mit Namen "Alexander", "Karl", "Franz" und "Wilhelm", dem dicksten. Später kamen noch "Dollart" und "Delfzjl" hinzu. Bei Schulte & Bruns in Emden fuhr der Hafenschlepper "Rheiderland" sowie die große "Ostfriesland" mit 750 PS sowie "Emsland" und "Hannover".

Ein weiterer Emder Schlepper fährt aus der neuen Meppener Schleuse. Die qualmenden Schornsteine gehören längst der Vergangenheit an.
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Ein weiterer Emder Schlepper fährt aus der neuen Meppener Schleuse. Die qualmenden Schornsteine gehören längst der Vergangenheit an.

S & B gibt es nicht mehr, und auch der Name Daniel Duis erinnert nur ältere Binnenschiffer an eine Zeit vor der Verstaatlichung des Schleppwesens auf den Wasserstraßen. Diese Monopolisierung traf nicht sofort alle Kanäle gleichzeitig. Zuletzt kam die Strecke bis Emden dran.

Der Duis-Schlepper "Leda" klappt nach Durchfahren der Hasebrücke bei Meppen seinen Schornstein wieder senkrecht. Diese Hubbrücke (B 70) war früher eine Drehbrücke. Die Schiffe der Firma Daniel Duis durften nicht mehr auf dem Küstenkanal fahren, weil der schon "monopolisiert" war.
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Der Duis-Schlepper "Leda" klappt nach Durchfahren der Hasebrücke bei Meppen seinen Schornstein wieder senkrecht. Diese Hubbrücke (B 70) war früher eine Drehbrücke. Die Schiffe der Firma Daniel Duis durften nicht mehr auf dem Küstenkanal fahren, weil der schon "monopolisiert" war.

Ich habe mich lange vergeblich bemüht, genaue Daten für die Monopol-Schlepper zu finden. Es ist mir nicht gelungen. Zwar gibt es in Duisburg ein "Museum der Deutschen Binnenschiffahrt", aber es ist seit Jahren "im Aufbau". In ganz Ostfriesland, das soviel Binnenschiffer und Kahnfahrer stellte, gibt es nirgendwo eine Stelle, wo die Kanalpatentinhaber ihre Welt wiederfinden können. Auch unser Fehn- und Schifffahrtsmuseum kennt nur "Fehnkanäle" und "Kapitäne auf großer Fahrt".

Der Schlepper "149" im Emder Hafen. Er wurde auch "Schikau"-Schlepper genannt nach dem Werftstandort, wo er gebaut worden war. Im Hintergrund die Spülleitung von der Knock. A Heck Hermann Kramer, der Maschinist oder "Stoker".
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Der Schlepper "149" im Emder Hafen. Er wurde auch "Schikau"-Schlepper genannt nach dem Werftstandort, wo er gebaut worden war. Im Hintergrund die Spülleitung von der Knock. A Heck Hermann Kramer, der Maschinist oder "Stoker".

Die beiden Binnenschiffervereine in Ost- und Westrhauderfehn pflegen ein traditionelles Andenken bei gemütlichen Winterfesten. Die Monopolisten des ehemaligen Schleppamtes Emden führen noch dazu ein gesondertes Dasein, denn sie waren Beamte und Staatsangestellte. Die Schleusenwärter, die Schlepperführer mit ihren Decksmännern und den Maschinisten waren ein extra Völkchen. Bei über 350 PS mußte sogar ein Heizer an Bord sein, der die Stückkohle, die "Nuß 1" oder die "Extraharten" von der Bismarck-Zeche in das gierige Feuer unter dem Dampfkessel schaufelte.

Eine junge Frau an Bord? Das gab es nicht. Hier wollte eine Lehrerin an einer kurzen Fahrt mit dem Hochdruckschlepper "017" teilnehmen. Unter Herbrum ging es los auf Bergfahrt nach Bergeshövede, im Schlepptau zwei Kähne, die hier nicht zu sehen sind. Der "Hochdrucker" hatte immerhin 110 bar Dampfdruck.
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Eine junge Frau an Bord? Das gab es nicht. Hier wollte eine Lehrerin an einer kurzen Fahrt mit dem Hochdruckschlepper "017" teilnehmen. Unter Herbrum ging es los auf Bergfahrt nach Bergeshövede, im Schlepptau zwei Kähne, die hier nicht zu sehen sind. Der "Hochdrucker" hatte immerhin 110 bar Dampfdruck.

Heute gibt es das alles nicht mehr. Das Schleppamt in Emden ist aufgelöst. Die Maschinisten von einst wie Hermann Kramer aus Ostrhauderfehn mußten sich einen anderen Job an Land suchen. Sie sind zu "Landratten" geworden und träumen manchmal davon, auf ihrem alten Schiff wieder eine lange Reise machen zu dürfen.

Die Emden-Schlepper fuhren nicht nur auf dem DEK sondern auch auf dem Küstenkanal. Die H-Dampfer verkehrten auf dem Mittellandkanal (Hannover), während die D-Schlepper auf dem Rhein-Herne-Kanal das Monopol hatten.
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Die Emden-Schlepper fuhren nicht nur auf dem DEK sondern auch auf dem Küstenkanal. Die H-Dampfer verkehrten auf dem Mittellandkanal (Hannover), während die D-Schlepper auf dem Rhein-Herne-Kanal das Monopol hatten.

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