[ Fehntjer Kurier ]

Geschichten aus dem Overledingerland

Liebevoll gesammelt und aufs getreulichste nacherzählt von Michael Till Heinze


Fehntjer Kurier vom 03.10.1991

 

Erfahrungen der Vorfahren werden weiter genutzt


 

Herbstliches Stilleben im Holter Colonistenstück. Rudolf Meyer ist passionierter Bio-Landwirt. Die neunjährigen Haflingerstute "Alma" hat es nicht sehr schwer bei der spätsommerlichen Arbeit auf dem abgeernteten Kartoffelacker.

 

 

Das gerodete Kartoffelland wird so lange geeggt, bis alle Unkräuter entfernt sind und die Ackerkrume schön locker ist. Dann werden die Grünkohlpflanzen in Reih und Glied in den Acker gesetzt.

 

 

Den herbstlichen Grasschnitt nennen die Ostfriesen "Gram". Die Kunst des "bültens" kennt kaum noch jemand aus der Generation, die im Rundballenzeitalter (siehe Hintergrund) aufgewachsen ist. Die Bülten oder Hoppels waren so kunstvoll mit der Forke geschichtet, daß ihnen auch ein tagelanger Regen nicht viel anhaben konnte.

 


 

Nach dem Gram geht es in die Kartoffeln

 

Neben dem Grasland betreut Jan Lüken auch den Acker hinter dem ehemaligen Holterfehntjer Bauernhaus. Zwar fällt dem 61jährigen das Bücken schon recht schwer, aber wenn die Kartoffeln so gut geraten wie in diesem Jahr, dann macht die Arbeit Spaß.


 

Sömmeravend

von Berend de Vries


 

Boven de wide Hammerk

verglennt dat Avendroot

de Leverkes worr'n stiller;

nu kurkt de Pogg in d'Sloot.


 


 

Mitunner bullert buten

een Dampschipp achter d' Diek;

de söken 't in de Frömde,

wi hebben hier uns' Riek.


 

De Mölen in de Feernte,

de stahn so still un swart.

Ik hebb din Hand in mine,

tofreden is uns' Hart.


 

Noch eenmal lat uns kieken

um't Huus to wiet un sied.

Nu kum! De Kinner slapen;

't word ok för uns bold Tied.


 


 

So...

von Wilhelmine Siefkes


 

Förförjahrstied.

Noch liggt unner't witte Kleed

de Grund un ückert sück neet.

so - so

slöppt deep dat Hart in de Bost.


 

Un Maimaant kummt.

Dat sputjet un grönt un deiht

un breckt de Knoppen un bleiht!

So - so

rögt sück dat hete Bloot.


 

O Sömmersünn!

Miteens dracht Rosen de Doorn,

Maanblömen brannen in't Korn!

So - so

brannt wall de rode Leev'!


 

Un Harwstwind weiht...

jacht Blatt för Blatt dör de Lucht,

un sömmer un Sünne verflücht.

So - so

weiht ok dat Glück vorbi.

 

Die vollen Kartoffeleimer werden ans Rad gehängt. Dort hingen früher die Milchkannen...


 

Tatsächlich, das mit modernen Reflektoren bestückte Rad tut seinen Dienst wie vor fünfzig Jahren!


 

Das Nachharken war Frauenarbeit, ganz gleich, ob Oma, Mutter, Jungmädchen, Nachbarin oder sonstige Verwandte und Bekannte. Aufgesteckt wird hier in Holterfehn von Jan Lüken, der auf der andern Seite am Moorweg wohnt.


 

Ein Kartoffelroder, wie er vor noch gar nicht so langer Zeit bei fast jedem Bauernhof in Gebrauch war.


 

Fotos: Heinze

Der letzte Wagen ist nicht ganz voll geworden. Trotzdem begeben sich Roß und Altbauer zufrieden auf den Heimweg. Unter dem jetzt gummibereiften Ackerwagen hängt ordnungsgemäß ein Schild: Johann Lüken, Potshausen Nr.8.


 

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