Liebevoll gesammelt und aufs getreulichste nacherzählt von Michael Till Heinze
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Der alte Jan Hinnerk schaut auf den Kalender: "`t ist all in Rieg, Neeijahr is up'n Eersten!" Zufrieden lehnt er sich in seinen Hörn zurück. Er hat seine Meinung gesagt, und nun muß wieder Ruh sein. Ganz ähnlich äußerte sich Harm, der noch nicht so alt war und auch nicht von Dummsdorf kam: ,,Ik gah jahrut, jahrin na de Kark", sä he, ,,da gung he Olljahrsavend un Neeijahr hen, man anners noit."
Auf diesem Motorlogger AE 121 von 1935 ging es lustig zu. Ganz rechts steht Kapitän Johannes Meiners aus Westrhauderfehn, der in Burlage wohnte. Links neben dem Rettungsring sitzt Heinrich Meiners, rechts Johannes Behrens, und der Junge mit dem Bandoneon ist Bernhard Meiners. Ganz oben stehen von links Heinrich Böning, Johannes Droste, Heinrich Osteresch und Heinrich Grüssing. Die mittlere Reihe von links: Johann Fokko Bohlmann, der Maschinenassistent aus Emden mit der Geige, unbekannt, Hermann Weber aus Burlage, Bernhard Hanneken und mit der Mandoline Johannes Grüssing. Ihm schaut Hermann Meyer über die Schulter. - Diese Motorlogger waren schon so gebaut, daß sie später als Vorpostenboote dienen konnten. Rechts hängt die Netzrolle, die zum Ein- oder Ausholen der Fischnetze diente; vorn die Luken der Netzräume. Das Foto wurde bei der Ausfahrt gemacht, denn die Männer haben noch keine Bärte, und an Bord ist noch alles sauber. Kapitän Meiners hatte gern eine lustige Mannschaft an Bord, weil die Arbeit dann besser von der Hand lief. Dem Fidelkünstler wurde nur leider immer schlecht bei etwas zu hohem Seegang. Solch ein ,,gemischtes Orchester" traf man selten an, aber musiziert und gesungen wurde eigentlich auf allen Schiffen. |
In allen Regionen Europas wird das alte Jahr laut verabschiedet und das neue Jahr freudig begrüßt. Und in fast allen ländlichen Gebieten ist es auch heute noch guter Brauch, mit den Nachbarn zusammenzukommen und reihum fröhlich zu feiern. In Ostfriesland befeuchten Unmengen Alkohol die vom Singen trockenen Kehlen. Wobei das Wort ,,Singen" hier nicht unbedingt mit einer kunstvollen künstlerischen Leistung in Verbindung gebracht werden darf.
Kinderwünsche sind wahr geworden. Der Weihnachtsmann hat Magret und Henny Lalk die gewünschten Puppen gebracht. Gisela Schöning hat den großen Ball bekommen, und Herbert Lalk liest in seinem neuen Buch. Heinz Schöning hat die Weihnachtslieder auf dem Akkordeon begleitet. Er hatte in Langholt Unterricht vom Musiklehrer Schewe aus Strücklingen erhalten. |
Musik gehört dazu, und wer ein Instrument spielen kann, ist auf allen Feiern ein gern gesehener Gast. ,,He hett'n musikalischen Achterkopp", rufen die Feiernden, ,,nu fumfei man'n bietje up de Mundörgel!" Wenn die Töne anfangs noch recht ungelenk dem Instrument entweichen, wird gelästert: ,,Dat geith na de Wies: haal Törf, böt an!" Aber spätestens nach dem zweiten Lied hat der Musikant sein Instrument im Griff, und nun darf er eigentlich gar nicht mehr aufhören.
Zu Pfingsten erhielt Gerd Böttcher Urlaub. Er besuchte seinen Freund Heinrich Pütten in der Mühlenstraße, denn der hatte ein Schifferklavier. Das war im Jahr 1944, ein Jahr vor Kriegsende. Überall auf der Welt sangen Millionen von Soldaten das Lied von Lili Marleen: Lale Andersen - im Standesamtsregister von Bremerhaven und auf ihrem Langeooger Grabstein steht Ihr richtiger Name: ,,Lieselotte Bunnenberg" - Lale Andersen hatte es berühmt gemacht: Vor der Kaserne, vor dem großen Tor, stand eine Laterne; und steht sie noch davor, so woll'n wir uns da wiedersehn. Bei der Laterne woll'n wir stehn wie einst, Lili Marleen." |
Zum Jahreswechsel werden viele gute Wünsche ausgesprochen. Der eine oder andere nimmt sich zudem vor, im neuen Jahr sein Verhalten zu ändern. Dieses Foto soll junge Menschen ermahnen, mit ihrem Leben vorsichtig umzugehen. Heinz Schmidt feiert hier Weihnachten im neugebauten Elternhaus zu Ostrhauderfehn mit seinen Brüdern Johann und Helmut. Ein paar Jahre später blieb sein Platz unterm Weihnachtsbaum leer. |
Die ,,Handörgel, das Schipperklaveer, de Recksack of Treckbüdel" ist noch gar nicht so alt, wie einige vielleicht denken. Da es ein Luftblasinstrument ist, könnte der eine oder andere versucht sein, diese Ziehharmonika einzuordnen zu dem altehrwürigen Harmonium oder sogar zu der Königin der Instrumente, der Kirchenorgel. Weit gefehlt! Erst 1822 entwickelte der Berliner Buschmann aus der Mundharmonika eine einfache Ziehharmonika, und der Österreicher Damian aus Wien machte aus diesem Kinderspielzeug das kunstvolle Akkordeon.
Es macht Annegret van Dieken riesigen Spaß, der Zieharmonika Einzeltöne und Akkorde zu entlocken. |
Bei der Mundharmonika sind die Metallzungen so angeordnet, daß sie durch das Hineinblasen einen Akkord erzeugen und beim Zurückziehen der Atemluft ein zweiter Akkord entsteht. Bei der Handharmonika oder Hand-Äoline, wie sie früher hieß, sind weitere Metallzungen hinzugekommen. Zwischen den beiden Zungenbrettern wurde eine ,,Tüte" aus gefaltetem Leder angebracht wie bei einem Blasebalg in der Schmiede. Wenn jetzt die beiden Zungenbretter auseinandergezogen wurden, entstand ein Akkord, beim Zusammendrücken ein zweiter. Durch verschiedene Tastaturen wird das Spielzeug zum volkstümlichen Musikinstrument, das besonders an der Küste viele Liebhaber gefunden hat.
Es darf gefeiert werden! Heinz Schöning spielt das Bandoneon und seine Schwester Mariechen begleitet ihn auf der Teufelsgeige und singt: ,,Ich will lieber ein Junge sei, so wie mein Bruder möchte ich sein!" |
Zurück von der Bootsmannsschule Petershagen - wenn das kein Grund war, die bestandene Prüfung zu feiern! Links Heinz Schulte, Langholt, in der Mitte Hinrich Reents, Ostrhauderfehn und rechts Heinrich Schmidt, Osterhörn. |
An Bord der SGDE 7 wird nach Feierabend ein Seemannslied angestimmt. Rechts Hans Koopmann und in der Mitte Heinrich Schmidt. |
Matrosen und ihr Schifferklavier: Auf einer Galotta und einer Hohner werden volkstümliche Weisen gespielt. Im Hintergrund ist eine Englandkarte zu sehen. Am 20. Oktober 1940 hieß es noch: ,,Seefahrt tut not. Denn wir fahren gegen Engeland" (s. Fehntjer Kurier vom 3. November 1988). Über der Karte steht unter dem Türrahmen: ,,W.fehn. Sportvereinigung von 1920." Wer hier alles an den Tischen der Gaststätte sitzt, konnte mir niemand sagen. |
Zur Verfügung gestellt von Gerd Böttcher, Anni van Dieken, Wilhelm Hanneken, Wilhelm Lalk (3), Johanne Poppen, Heinrich Schmidt (2), Helmut Schmidt, Lidia Starniewski.
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