[ Fehntjer Kurier ]

Geschichten aus dem Overledingerland

Liebevoll gesammelt und aufs getreulichste nacherzählt von Michael Till Heinze


Fehntjer Kurier vom 30.12.1987

Für Gefangene Grüße nach Paris bestellt

Foto: Heiko Athen

Aus meiner Postkartensammlung

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Für Gefangene Grüße nach Paris bestellt

In der Ausgabe des Fehntjer Kuriers vom 23. Dezember zeigte das Bild auf der ersten Seite französische Kriegsgefangene in Breinermoor, die dort hinter Stacheldraht während des Zweiten Weltkrieges ihr Weihnachtsfest feierten. Unser Leser Johann Janssen aus Collinghorst hat sich beim Betrachten des Bildes an "damals" erinnert und erzählt im nachfolgenden Text von seinen Kontakten mit den Kriegsgefangenen in Breinermoor:

Das Weihnachtsfoto auf der ersten Seite und der Text waren dazu angetan, über Zeiten nachzudenken, die viele von uns Deutschen später auch kennenlernen mußten, und dazu zähle ich auch. Da das Schicksal es so wollte, war ich über viele Jahre hindurch in französischer Kriegsgefangenschaft und kehrte erst im Dezember 1947 wieder heim. Dieses möchte ich als Vorspann erwähnen, um dadurch auf eine persönli-che Geschichte und Begebenheit mit diesen französischen Kriegsgefangenen hinzuweisen.

Spätsommer 1943, meine Urlaubszeit ging langsam dem Ende zu - es sollte auch mein letzter Urlaub sein -, aber davon wußte man zu der Zeit noch nichts. Ich war seit 1941 Oberfeldwebel bei einer Einheit der deutschen Wehrmacht in Paris, wohnte unweit vom Eiffelturm entfernt am Quai Branly 11.

Während meiner Urlaubszeit in Collinghorst erfuhr ich dann auch, daß in Breinermoor in der alten Schule französische Kriegsgefangene untergebracht waren. Am Abend besuchte ich meinen Onkel Elso Janssen, auch Malermeister wie ich, in Breinermoor. Da er sehr nah an der Schule wohnte, hatte man daselbst in seiner Wohnung eine Wachstube, zugleich auch Büro, eingerichtet. Mein Wissen trug natürlich dazu bei, um mich zu informieren, wie es den Gefangenen so ging, was unter den geschilderten Bedingungen nicht schwer fiel.

Es war am Abend, etwa 20 Uhr, die meisten Insassen waren wieder daheim. Der derzeitige Wachhabende ging mit, beim Eintreten sprangen sie alle von den doppelstöckigen Betten und standen in strammer Haltung vor den Betten. Als ich abwinkte und zu verstehen gab, daß ich sie alle begrüßen möchte, wurden sie sogleich auch wieder zutraulicher. Sie waren alle sichtlich zufrieden, wollten jedoch alle gern wieder nach Hause.

Nach weiteren Gesprächen fand ich auch heraus, daß ein Insasse aus Paris stammte. Er meldete sich, nachdem ich erzählt hatte, daß ich mich zur Zeit in Urlaub befände und in einigen Tagen wieder nach Paris zu meiner Einheit fuhr.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs gestand ich ihm meine Bereitschaft, seiner Familie bei Wiederankunft Grüße auszurichten, oder wenn er damit einverstanden wäre, auch ein kleines Päckchen mit Brief als besonderen Gruß mitzunehmen und seiner Familie auszuhändigen. Bei der Adressenangabe, die er mir schon vorgab, befand sich die Straße gar nicht weit von meinem Standort entfernt, Avenue Henri Martin, unweit des Trocaderos am Boi de Bologne.

Dies alles mußte natürlich unter Aufsicht des damaligen Wachhabenden stattfinden, der sich auch damit einverstanden erklärte. Am übernächsten Tag holte ich das Päckchen ab und sagte ihm, ich würde übermorgen wieder zurückfahren und seiner Familie alles berichten. Leider ist der genaue Name des französischen Gefangenen und auch der des Wachmanns nicht in Erinnerung geblieben. Er war sichtlich erfreut über diese besondere Geste, jedoch das Zurückbleiben fiel besonders schwer.

Bei der Ankunft in Paris habe ich dann am 2. Abend die Grüße und das Päckchen überbracht. Unseren Batl. Rechnungsführer Georg Wulff aus Gelsenkirchen-Buer, der perfekt die französische Sprache beherrschte, hatte ich mitgenommen, um ein besseres Gespräch führen zu können. Nach anfänglichen Hemmungen, was durchaus verständlich war, wenn deutsche Soldaten in ein Haus oder eine Wohnung eintraten, kam doch sehr bald ein freudiges Gespräch zustande.

Die Freude der beiden Kinder und seiner Frau waren sehr ergreifend, und bei etwas Kaffee und Gebäck konnte ich doch viel persönliches, was man sonst nicht in Briefen schreiben durfte, überbringen und erzählen. Natürlich hatten wir uns schon vorher über Telefon dort angemeldet. Leider habe ich, durch besondere Umstände, die Kontakte sehr schnell verloren, da die Situation in Paris sich immer mehr zuspitzte.


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Foto: Heiko Athen

Rhauderfehn (H). - Mit diesem Foto in der letzten Ausgabe des Fehntjer Kuriers im alten Jahr 1987 wollen wir einmal den Mann vorstellen, dem wir fast all die Fotos von Westrhauderfehn aus vergangenen Zeiten zu verdanken haben. Seit Oktober veröffentlichen wir Reproduktionen von alten Postkarten und frühen Bildern von Heiko Athen. Dieses Foto aber hat er selbst gestaltet. -"Meine Großmutter Frau Margreta Dreesmann, geb. Spree. Eine Aufnahme von mir aus dem Jahre 1907. Heiko Athen." So steht es hinten auf dem Abzug. - Wieviel Liebe steckt in diesem Foto: All die Gebrechlichkeiten des Alters werden von der abendlichen Dämmerung verdeckt. Damals gab es noch keine Elektrizität auf dem Fehn. Nur das Gesicht leuchtet aus dem Dunkel Die Hände dürfen auf der Sonntagsschürze ausruhen, die Arbeit eines ganzen Lebens ist getan. - Auch wir sollten uns zwischen den quirligen Festtagen einen solchen Moment der Ruhe gönnen. Lassen wir die Zeit einfach verrinnen. Erinnern wir uns des vergangenen Jahres, denken wir an die freudigen und traurigen Ereignisse, an lustige und bittere Vorkommnisse. - Vor uns liegen erneut 365 taufrische, unschuldige Tage eines neuen Jahres. Und immer wieder wird das Antlitz der Mutter aus dem dämmrigen Licht der Vergangenheit hervorleuchten, das Gesicht der Mutter allen Lebens auf dieser Erde.

Margreta Dreesmann, geb. Spree

Margreta Dreesmann, geb. Spree
Foto: Heiko Athen


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Aus meiner Postkartensammlung

In den Feiertagen blätterten im Postkartenalbum Andrea Loger und Rolf Oltmanns

Westrhauderfehn: ehemaliger Bahnhof

Westrhauderfehn: ehemaliger Bahnhof


Westrhauderfehn: Postamt mit Blick zum Bahnhof um 1923

Westrhauderfehn: Postamt mit Blick zum Bahnhof um 1923


 

Westrhauderfehn: Untenende bei Olliges-Kramer

Westrhauderfehn: Untenende bei Olliges-Kramer


 

Westrhauderfehn: Mühle "Zeldenrüst"

Westrhauderfehn: Mühle "Zeldenrüst"


 

Westrhauderfehn: Lammers und Ahlers um 1930

Westrhauderfehn: Lammers und Ahlers um 1930


 

Westrhauderfehn: Blick in die Rhauderwieke

Westrhauderfehn: Blick in die Rhauderwieke


 

Westrhauderfehn: Blick in das Untenende um 1929

Westrhauderfehn: Blick in das Untenende um 1929


 

Ihrhove: Fahrschule Heilbült

Ihrhove: Fahrschule Heilbült


 

Idafehn um 1950

Idafehn um 1950


 

Ostrhauderfehn: Untenende am Verlaat

Ostrhauderfehn: Untenende am Verlaat


 

Ostrhauderfehn: Kirche und Harms

Ostrhauderfehn: Kirche und Harms


 

Ostrhauderfehn: Schule II, Verlängerung der 3. Südwieke, Schleuse an der 1. Südwieke und Südbeck.

Ostrhauderfehn: Schule II, Verlängerung der 3. Südwieke, Schleuse an der 1. Südwieke und Südbeck.


 

Westrhauderfehn: An der Schule am Untenende

Westrhauderfehn: An der Schule am Untenende


 

Westrhauderfehn: Blick über das Untenende zur ehemaligen Drogerie.

Westrhauderfehn: Blick über das Untenende zur ehemaligen Drogerie.


 

Westrhauderfehn: Mühle "Zeldenrüst"

Westrhauderfehn: Mühle "Zeldenrüst"


 

Westrhauderfehn: Blick vom Kirchturm in die 1. Südwieke

Westrhauderfehn: Blick vom Kirchturm in die 1. Südwieke

 

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